Lager in der KULTURPOST

STELLUNGNAHME NETZWERK KULTUR zur Rücknahme der Buchung der Paketpost. In einem Brief vom 14. März teilte Oberbürgermeister Thomas Keck unserem Verein mit, dass die Buchung der ehemaligen Paketpost für die Kulturnacht 2025 zurückgenommen wird, da der Ort für Aktenlager im Zuge der Rathaussanierung gebraucht wird. Aus unserer Sicht inakzeptabel, nicht nur für die Kultur – Aktenlager gehören nicht ins Zentrum.

Aktenlager statt KULTURPOST

Der für die Kulturnacht zugesagte Teil der ehemaligen Paketpost steht nun nicht zur Verfügung. Er soll komplett für Aktenlager und Archive genutzt werden, die Kultur muss draußen bleiben. Oberbürgermeister Thomas Keck teilte das am 14. März in einem Schreiben an den Verein mit. Aus unserer Sicht ist das eine maximal schlechte Lösung, die sich mit knappen Mitteln und Sachzwängen nicht begründen lässt. Mit einem Lager von 3000 qm in bester Innenstadtlage am Stadteingang Nord wird langfristig wertvoller zentraler Raum blockiert, die Außenwirkung ist katastrophal. Das Gebäude zu ertüchtigen wäre schon vor Jahren möglich gewesen, die Kosten hätten sich durch Mieteinnahmen längst amortisiert.

Mehrere Kulturnacht-Programmpunkte waren für die KULTURPOST geplant, das Gebäude ist von Netzwerk Kultur seit Herbst dafür reserviert und von Stadtseite zugesagt. Die Flächen in Gebäude und auf dem Platz als Kulturnacht-Programme zu ersetzen ist nicht möglich, denn der Event braucht eine größere Off-Location um für viele Besucher zu funktionieren. Das waren früher Flächen im Wendler, im Still-Wagner und der Paketpost. Insbesondere für interkulturelle Angebote und Bildende Künstler fallen so die Beteiligungsmöglichkeiten weg. Der als Ausweichfläche unter Vorbehalt angebotene Nepomuk-Leerstand ist ungeeignet.

Die Stromversorgung durch Generatoren zu sichern wurde bereits vorgeklärt. Das Problem ist keineswegs neu und konnte bei vorigen Kulturnächten und Events immer mit einfachen Mitteln und vorhandener Expertise kompensiert werden.

Was hätte alles entstehen können als die Paketpost 2019 von der Stadt gekauft wurde?
Jede Menge Potenzial gab es neben Echazhafen und franz.K für Ateliers, freie Kultur, Kreativwirtschaft, Kooperationen, Veranstaltungen und Werkstätten. Ein Ort für das kulturelle und kreative Reutlingen hätte das bündeln können mit Strahlkraft über die Stadt hinaus, mit Entwicklungspotenzial für Gewerbe und Innenstadt.

Kein Platz für Kreative in Reutlingen?
Seit dem unrühmlichen Ende der Mietverhältnisse in der Planiefabrik (die bis heute vor sich hin gammelt) gibt es keinen Kreativstandort in Reutlingen. Damit fehlen viele Veranstaltungsformate, Innovationen, Inspiration und Attraktivität. Nicht alles hängt von Finanzen ab, viele Ideen brauchen nur förderliche Rahmenbedingungen, ein freundliches Biotop. Das wünschen wir uns auch in Zeiten ohne Mittel, wo ganz besonders gute Ideen gefragt sind. Wir denken, für die Sanierung des Rathauses die Stadt für ein Jahrzehnt in Lager und Baustellen zu verwandeln und alles andere stillzulegen ist kontraproduktiv und bringt keine neuen Impulse.

Unser engagierter und erfolgreicher Verein Netzwerk Kultur setzt sich seit 2019 dafür ein, die ehemalige Paketpost als KULTURPOST zu entwickeln und dafür tragfähige Konzepte für Betrieb und Programm erstellt. Von September bis Dezember 2024 konnten wir zumindest ersatzweise mit dem Artspace W109 in der Wilhelmstraße ein niedrigschwelliges Kulturprogramm entwickeln, an das noch bis August in der Metzgerstraße 59 angeknüpft werden kann. Zur Kulturnacht, spätestens Ende September, muss auch dieser Raum wieder geräumt werden. Danach sollte die Paketpost zum Dauerstandort für Ateliers und Studios werden. Nun wird unserer Arbeit die Grundlage entzogen. Lager vs. Kultur: Es wird nichts gewonnen aber viel verloren.