Lebende Puppe von Helmut Bachschuster

Aus den dicken Schichten einer Litfass-Säule entwickelte er eine Skulptur, eine Hülle, die er selbst zum Leben erweckt und die Bezug nimmt auf vergangene, gegenwärtige und zukünftige Entwicklungen des Kulturbereichs. Die Performance ist über den gesamten Tag immer wieder zu sehen. 

Hier sein Statement

Jackett, beklebts mit Plakatstücken
Litfass-Säule mit Plakatfragmenten
zwei Männer vor Papierresten von Litfass-Säule

Die LEBENDE PUPPE und ihre Bühne

Prozess der Ablösung vergangener Kultur-Zeit. Die Litfaßsäule am Bahnhof wird nach beklebter Kulturwerbung zum „Kulturfass“. Die Litfaßsäule ist Fundament für die Ankündigung von Kultur. Durch die Plakate verdickt sich die Säule, verdichtet Kulturgeschehen. Die Kulturschichten, entstanden aus Jahren geklebter Plakate, die Veranstaltungen ankündigten und dies noch immer tun, werden „geschält“, um Platz für gegenwärtige und zukünftige Events zu machen…..

…. und gleichzeitig in gleichsam archäologischer Forschungsarbeit (Archäologie der Kulturzeitalter / Abschichtung bis in die 2018er-Jahre / tiefere Schichten können geborgen werden) auf alte Schichten, die längst erlebte Konzerte, Events, Theater- und Kleinkunstveranstaltungen zu Tage fördern, zu stoßen. Die „Schälungen“ zeigen und sind gleichzeitig eine „Ent-Wicklung“, die der LEBENDEN PUPPE als Dekoration, Hintergrund und Bühne dient. Einer Entwicklung, die im Blick auf das Vergangene gleichzeitig die Notwendigkeit von neuen Aufgabenstellungen aufzeigt: Zum Beispiel die längst konzeptionell ausgearbeitete Paket-Kultur-Post, die augenblicklich im Koma liegt, darauf wartend, wach geküsst zu werden. Zumindest sollten die Aktivistinnen und Aktivisten des „Netzwerkes Kultur“ eine Wertschätzung für ihre Arbeit erfahren, nämlich auf eine, unabhängig von einer widrigen Finanzlage, positive Absichtserklärung seitens der Stadt und des Gemeinderates . Gleichzeitig symbolisiert die „Schälung“ den über die Jahre erfolgreichen „Runden Tisch Kultur“, der wesentlich dazu beigetragen hat, dass sich die Reutlinger Kulturszene auf Augenhöhe erfolgreich traf.

Die LEBENDE PUPPE ist eine Kunstform, die zwar Stillstand oder Maschinerie vortäuscht, aber gleichzeitig, hier in der Achse zwischen „Schälung“ und ehemaliger Paketpost, lebt und im Kostüm, welches Elemente der Schälung aufweist, optische Verbindungen schafft und für den Moment und die Zukunft Betrachterinnen und Betrachter zu konzentriertem Beobachten einlädt.

 

September 2023  / Helmut Bachschuster